Die Anfänge

Die Motorsportgeschichte in Heiligenstadt begann im Jahr 1923, als sich einige Freunde des noch recht jungen Automobiles bzw. Motorrades zusammenfanden, um gemeinsam ihrem Hobby, dem Motorsport, nachzugehen. Das Ergebnis ihrer Arbeit war die Ausrichtung von insgesamt vier Bergrennen, die in den Jahren 1925 - 1929 stattfanden und ausschließlich den Motorrädern vorbehalten waren.

Ende der 20er Jahre, die von der Rezession geprägt waren, schliefen die Rennen aber wieder ein. Einzige Zeitzeugen: Programmhefte der Veranstaltungen. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war an Rennsport nicht mehr zu denken.

Nach dem Krieg waren die Jahre vom Wiederaufbau geprägt. Hand in Hand ging mit dem Aufbau der jungen DDR allerdings auch die Entwicklung einer damals so genannten „demokratischen Sportbewegung“ einher. Auch in Heiligenstadt war der Boden wieder reif. So trafen sich im Jahre 1947 einige Motorsportfreunde, die ersten Rennfahrer, im Central Café in der Heiligenstädter Wilhelmstraße. Zu ihrem Vorsitzenden wählten sie Erich Matton. Die aktiven Fahrer hießen Willi Degenhardt, Karl Weber, Klaus Kanngießer, Hans Althoff und Josef König. Allesamt waren sie Motorradfahrer. Sie führten bald die großen Rennen an, die damals in der sowjetischen Besatzungszone gefahren wurden, zum Beispiel auf dem Sachsenring, am Schleizer Dreieck oder in Leipzig.

Die 1948 gegründete Sektion „Motorrennsport“ entwickelte sich so gut, dass man bald weitere Sportfreunde zuließ. 1950 übernahm Hans Althoff die Gemeinschaft. Eine der späteren Größen des Heiligenstädter Motorsports, Werner Poppe, trat der Vereinigung bereits im Gründungsjahr bei. Doch 1952 löste sich der Vorstand auf. Als Grund wurde genannt, dass zu viele Fahrer und Interessierte die DDR verlassen haben. Einer der Pioniere des Eichsfelder Motorsports - und immer treibende Kraft - war eine weitere Größe des Motorsportclubs – Aloys König. „Er war eine starke Persönlichkeit und hatte einen unbändigen Willen“, erinnert sich Werner Poppe. Ihm wird auch die Gründung der Sektion „Motorrennsport“ zugeschrieben.

Über Wasser hielt sich der Club finanziell mit Geschicklichkeitsturnieren. Diese Schau führten die Sportfreunde in allen größeren Gemeinden der damaligen Kreise Heiligenstadt und Worbis vor. Sogar ein Straßenrennen gab es. Es war Serienfahrzeugen, Krädern und Spezialtechnik vorbehalten. Die Strecke führte über die Karl-Marx-Straße (Wilhelmstraße), dann über die Bergstraße sowie Ernst-Thälmann-Straße (heute Petristraße) und wieder zurück. Alle Sportfreunde der Sektion gingen an den Start. Weit und breit war kein Ordner zu sehen – heute unvorstellbar.

Damals wurden u.a. auch Faschingsvergnügen mit über 500 Gästen ausgerichtet, wobei alle Räume des Eichsfelder Hofes in Beschlag genommen werden mussten. Sogar eine Verlosung gehörte dazu: Der Hauptpreis war ein Motorrad der Marke „Puch“. Doch nach zwei Jahren verlor Althoff die Lust, ließ über drei Jahre hinweg die Arbeit schleifen und prognostizierte, dass der Motorsport sich auflöse, falls er selbst aufhöre. Werner Poppe packte darauf hin der Ehrgeiz, und er übernahm 1955 kurzerhand den Vorsitz. Man schloss sich 1956 dem Fußballclub Betriebssportgemeinschaft „Einheit“ des damaligen VEB Kraftverkehr an und gründete die Sektion „Motorsport“. Jedes Jahr bekam die neue Sektion zur Unterstützung 100 Mark. Für weitere vier Jahre waren die Motorsportfreunde sehr aktiv und erfolgreich. Karl Weber und Hans Althoff sorgten dafür, dass die Eichsfelder bei großen Rennen bekannt wurden. Karl Weber wurde sogar mit seinem Rennwagen DDR-Meister. Sein Wagen wurde in Rennfahrerkreisen spöttisch „überbauter Gartenstuhl“ genannt. Dieser „Gartenstuhl“ hielt aber immerhin jedes Rennen durch.

Während dieser Zeit wurde auch der Beschluss gefasst, selbst Moto-Cross-Rennen auszurichten. Das erste Ereignis dieser Art fand am 25. September 1955 auf dem damals noch freien Gelände neben dem Raphaelsheim statt. Während Aloys König den Posten des Fahrtleiters übernahm, fungierte Werner Poppe als Rennsekretär. Weiter hatte die Sektion sogar eine Mannschaft für Leistungsprüfungsfahrten zusammengestellt - bestehend aus Aloys König, Alfred Kintscher und Siegfried König. Aloys König bekam sogar die Leistungsspange in Gold verliehen. Er, Alfred Kintscher und auch Klaus Scharf wurden später in diesem Sport immerhin Bezirksmeister. Einzelfahrer war Gerhard Röder, der mit einem K-Wagen auf sich aufmerksam machte. K-Wagen sind vergleichbar mit den heutigen Go-Karts.