Am 28. März diesen Jahres jährt sich die Geburtsstunde des Motorsportclubs Heiligenstadt zum sechzigsten Mal.
Es war in den Abendstunden im Frühjahr 1958, als im Saal des Hotels „Eichsfelder Hof“ in der Heiligenstädter Wilhelmstraße die Sektion Motorrennsport dem Allgemeinen Deutschen Motorsportverband (ADMV) beitrat und damit den „Motorsportclub Heiligenstadt im ADMV der DDR“ aus der Taufe hob.
Geprägt von der damaligen politischen Ära eine nicht unkomplizierte Geburt.
Werner Poppe, Aloys König, Hans Althoff, Alfred Kintscher, Fred Oesterheld, Friedel Unselt Dietrich Sobeck und die Brüder Walter und Rigobert Althaus ließen den „Motorsportclub Heiligenstadt im ADMV der DDR“ das Licht der Welt erblicken.
Groß war der Einfluss von „Oben“. Der Allgemeine Deutsche Motorsportverband sowie die SED waren sich einig, dass ein Mann der politischen Elite die Führung der Motorsportwilligen übernehmen musste.
So kam Erwin Retzlaff ins Spiel. Seine der damaligen Zeit angepasste Rede brachte ältere Sportfreunde dermaßen auf, dass einige demonstrativ den Festsaal im „Eichsfelder Hof“ verließen. Der Start schien misslungen. Doch hatte Retzlaff das frostige Verhältnis wohl wahrgenommen - seit dem Gründungsabend erschien er nicht mehr. Somit war er nur einen Tag Vorsitzender des Heiligenstädter Motorsportclubs. Ihm folgten in den weiteren Jahren Walter Müller, Siegfried Metz, Helmut Eckardt, Stephan Gaßmann, Hartmut Lämmerhirt, Peter Gaßmann, Hans-Joachim Liesenfeld, Friedhelm Ferner und seit 2012 Herman Ludolph.
Motorräder in unwegsamen Gelände zu beherrschen und K-Wagen in rasantem Tempo um die engen Kurven eines Parcours zu lenken, waren die Lieblingsbeschäftigungen in den fünfziger und sechziger Jahren.
Im Laufe der Zeit richteten die Heiligenstädter 11 K-Wagen-Rennen aus. Überdies schlossen sich acht Motocross-Rennen an, zu denen sämtliche DDR-Meister, westdeutsche Sportler und auch die Werksfahrer von Simson aus Suhl kamen.
Motorsport in Heiligenstadt hat seine Wurzeln jedoch bereits Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Schon 1923 widmeten einige Freunde ihre Leidenschaft den Automobilen und Motorrädern. Zwei Jahre später wurden vier Bergrennen für talentierte Motorradfahrer organisiert.
Ende der zwanziger Jahre schliefen die Rennen jedoch wieder ein – zum Glück aber nicht für immer.
1976 ließ das 1. Ibergrennen weit mehr als 10.000 Zuschauer zum Heiligenstädter Holzweg pilgern.
Nicht nur die bekannten Automarken der DDR, wie Trabant, Wartburg und Lada, maßen sich am Berg, sondern auch der legendäre Melkus RS 1000, derauch als der „Porsche“ des Ostens bezeichnet wurde.
Ein Jahr später folgte das 2. Ibergrennen als Lauf zur DDR-Meisterschaft für Spezialtourenwagen.
Doch wie schon zum Ende der zwanziger Jahre gab es für die Rennen in Heiligenstadt keine Zukunft. Die Nähe zur ehemaligen innerdeutschen Grenze und Veranstaltungen, die tausende Rennsportbegeisterte magnetisierte, waren der staatlichen Führung ein Dorn im Auge. Man ließ die Rennen am Iberg sterben.
15 Jahre später, im Jahre 1992, ließ Friedhelm Ferner und seinen Gleichgesinnten ihre Rennleidenschaft keine Ruhe. Sehnsüchtig schauten sie zum Iberg hinauf und hörten im Geiste die Rennmotoren.
Ihnen und vielen weiteren Freunden des Motorsports ist es zu verdanken, dass am Wochenende des 16. und 17. Juni 2018 die Motoren nun schon zum 23. Mal am Iberg wieder lautstark aufheulen.
Aber auch Fuchsrallye und Jeeptouren sowie die traditionellen Kartmeisterschaften finden beim Motorsportclub reges Interesse. Familientage, Fahrradturniere, Motorradausfahrten, Sommerfeste, Ausflüge zu Motorsportevents oder Messen runden das Vereinsleben ab.
Am diesjährigen 17. März wird der Heiligenstädter Motorsportclub seine 60-jährige Geschichte gebührend feiern.