Das Clubleben außerhalb des Ibergrennens

Im Jahr 1999 fand sich im Motorsportclub Heilbad Heiligenstadt e.V. im ADAC zudem eine Gruppe von Sportfreunden zusammen, die einen völlig neuen Weg einschlugen: Sie gingen europaweit auf Jeep-Touren. Doch vor allem das Nachbarland Tschechien hat sich als perfektes Ziel erwiesen. Die erste „Tour extreme“ führte vier Sportfreunde in einem Geländewagen auf den Trank Alpina, der durch Frankreich, Italien und die Schweiz verlief. Die Sportfreunde rund um Matthias Schneider kamen derart begeistern von dem Trip wieder, dass diese Ausflüge ein fester Bestandteil im Clubleben werden sollte. Doch um Erfahrungen zu sammeln, überließ man es erst einmal einer professionellen Firma, die Touren zu organisieren, die man einfach buchte. Sie wurden jeweils von zwei „Guides“ geleitet. Und da die erste Tour so beeindruckend war, zählte die Gruppe im Jahr 2000 bereits 14 Sportfreunde in sieben Geländewagen. Sie wandelten auf den Spuren von Rübezahl in Tschechien. 2001 waren 17 Heiligenstädter in acht Geländewagen in der ungarischen Puszta zu finden. Etwas weiter in den Süden Europas ging es 2002, als die „Tour extreme“ nach Sardinien führte, wieder begleitet von 14 Motorsportlern in sieben Jeeps.

Dann war der Zeitpunkt gekommen, die Organisation der Tour extreme selbst in die Hand zu nehmen. Das übernahm Thomas Kruse. Die Technik war inzwischen da: schwere Geländewagen, die sonst im Alltag eingesetzt werden, dazu Winden, Gurte, Motorsägen und Spaten. Denn bei den Extrem-Ausflügen geht es nicht nur über Feldwege, sondern die Jeeps werden an die Grenzen des Möglichen bewegt. Arno hatte schon fast aufgegeben. Senkrechte Bergauf- oder Bergabfahrten erfordern vollste Konzentration der Fahrer und eine absolute Fahrzeugbeherrschung. Der Zeitaufwand ist auch nicht zu verachten. Denn manchmal weiß man eben nicht, ob es oben oder unten weitergeht, oder ob man die Passage, die man in zwei Stunden harter Arbeit überwunden und den Weg zerwühlt hat, nicht wieder zurück muss, weil es gar nicht mehr weitergeht. Eine Passage durch eine Schlucht oder einen reißenden Fluss kann bis zu drei Stunden dauern, ehe alle Geländewagen durch oder auch geborgen sind. Und darum ist die Zahl der Mitreisenden auf etwa 15 beziehungsweise die Anzahl der Autos auf sieben beschränkt, da sonst bei einem unvorhergesehenen Ereignis der Zeitplan komplett zerrissen wäre. Und so sollte man sich, wenn man dabei sein will, so früh wie möglich einen Platz sichern, sich allerdings auch auf Naturerlebnisse pur, Lagerfeuer, Hotelkost oder Eigenversorgung einstellen. Aber die Idee der „Tour extreme“ erwies sich als regelrechter Schlager. Bei der ersten Fahrt 2003, die Thomas Kruse organisierte, waren 15 Mann in sieben Jeeps im Böhmischen Riesengebirge unterwegs, ein Jahr später verschlug es 13 Sportler ins Altvatergebirge und in den Böhmerwald. 2005 ging es dann rund um das Dreibädereck, während 2006 die Jeeps in rund um Pilsen unterwegs war. Als 2007 das Ziel Karlsbad und Mittelböhmen vorsah, platzte die „Tour extreme“ wieder einmal aus allen Nähten: 15 Motorsportler kämpften sich in sieben Geländewagen ihren Weg frei. Die Tour 2008 ist bereits wieder geplant und soll im Oktober stattfinden.

Nicht mehr aus dem Clubleben wegzudenken ist darüber hinaus die Fuchsrallye, zu der nicht nur die Motorsportler selbst, sondern alle Bürger eingeladen sind. Seit mittlerweile fünf Jahren obliegt die Vorbereitung der Motorsportclub-Jugend. Matthias Gabler und Pascal Reinhardt fanden sich hier als Organisationsteam zusammen, werden dabei selbstverständlich von den „alten Hasen“ unterstützt. Jährlich im Oktober wird dann an einem Samstag eingeladen, sich nur per Bordbuch und Taschenrechner einen Weg durch das Eichsfeld zu suchen. Zu der Vorbereitung gehört, sich eine etwa 70 bis 90 Kilometer lange Strecke auszusuchen, diese abzufahren, genau auszumessen, die Verkehrszeichen zu erfassen und Geschwindigkeitsschnitte auszurechnen. Anhand dieser Angaben wird in nächtelanger Arbeit das Bordbuch erstellt. Sollte zwischenzeitlich irgendwo eine Baustelle oder eine Sperrung erfolgen, geht die Arbeit von vorn los.

Ist dann der Rallyetag gekommen, sollen die Teilnehmer nicht nur im Auto sitzen: Mehrere, manchmal nicht ganz ernst gemeinte Aufgaben, bekannte aber auch unbekannte Zeitkontrollen wollen vorbereitet und für die entsprechenden Punkte auch Helfer vor Ort sein. Sind alle Teilnehmer mit viel Spaß unterwegs am Ziel eingetroffen, müssen die einzelnen Datenblätter ausgewertet werden, damit der Sieger am Abend dann bei der großen Feier auch den Pokal entgegennehmen kann. Oberste Maxime dabei ist, dass sich die Teilnehmer an die Straßenverkehrsordnung halten. War jemand zu schnell in einer unbekannten Zeitkontrolle, dann hagelt es Strafpunkte. Aber auch, wenn jemand trödelt. Jährlich entbrennen wahre Kämpfe um den „Fuchs“, den großen Wanderpokal des MC. Die Teilnehmerzahl hat sich nach einer Flaute Ende der 90er Jahre wieder auf etwa 25 bis 30 Teams eingependelt. Mittlerweile sind stets auch reine Damenteams unter den Rallye-Freunden zu finden. Die nächste Fuchsrallye wird traditionell wieder im Herbst 2008 stattfinden.

Ibergrennen, Fuchsrallye und Jeeptouren – die motorsportlichen Aktivitäten nehmen zwar einen breiten Raum im Alltag des MC Heiligenstadt ein, doch zu einem ausgeprägten und regen Vereinsleben gehört für die Sportfreunde noch viel mehr. Darum gibt es regelmäßig Familientage, Fahrradturniere, Motorradausfahrten, Sommerfeste, Ausflüge zu Motorsportevents oder Messen, weiterhin die lockeren, donnerstäglichen Clubabende sowie die Versammlungen, bei denen es an jedem ersten Donnerstag im Monat ab 20.oo Uhr die neuesten News aus der Clubleitung zu erfahren gibt, man Probleme, aber auch neue Ideen vorbringen und diskutieren kann.