Hoffnungsvoller Nachwuchs

Seit 1993 macht der motorsportliche Nachwuchs des Heiligenstädter Vereins deutschland- und europaweit von sich reden. Anfang des Jahres setze sich die damals gerade einmal 16-jährige Katja Gaßmann aus dem MC Heiligenstadt erstmals auf ein Motorrad und stieg im ADAC-Junior-Cup ein. Die jungen Nachwuchspiloten starteten auf serienmäßigen und damit gleichwertigen 125-ccm-Maschinen. Insgesamt 60 hoffnungsvolle Talente balgten sich jedes Jahr um den Einstieg in die Profiliga. Katja Gaßmann war damals eine von nur vier Frauen dieser Klasse und erwarb sich bald den Spitznamen „Schräglagenkönigin“. In der Saison 1994 kam sie bereits auf den 19. Gesamtrang und fühlte sich auf den bekannten Rundstrecken bald wie Zuhause, egal ob es der Sachsenring, der Salzburgring, der Hockenheim- oder Nürburgring war. Als Mechaniker standen ihr Vater Peter und Holger Weigelt zur Seite. In Brno schrammte sie nur haarscharf an einem Podiumsplatz vorbei, sicherte sich aber die schnellste Rennrunde. Auf dem Nürburgring klappte das dann endlich mit dem dritten Rang. Katja Gaßmann, die nebenbei ihre Lehre zur Kfz-Mechanikerin absolvierte, wurde schließlich von dem finanzkräftigen Sponsor Hein Gericke entdeckt. 1995 sicherte sie sich Rang fünf im Junior Cup. 1996 ging es direkt für sie in die Deutsche Meisterschaft und in den Europavergleich. Katja wurde zunächst ins italienische Mugello eingeladen, wo sie sich mit Nachwuchsfahrern aus ganz Europa messen durfte. Die junge Heiligenstädterin konnte während ihrer recht erfolgreichen Karriere auch mit Prominenz auf Tuchfühlung gehen: mit Ralf Waldmann, Max Biaggi, Dirk Raudis, Daryl Beattie und Loris Capirossi. Jahrelang herrschte in den einschlägigen Branchenzeitungen ein wahrer Presserummel um die zierliche Blonde aus dem Eichsfeld. Im Februar 1996 erreichte sie den motorsportlichen Höhepunkt: Katja war mit ihrem Rennteam „Biker’s Cup“ im spanischen Jerez zu einem Europameisterschaftslauf gereist. Eigentlich war nur ihr Teamkollege Christian Kellner gesetzt, aber Katja schaffte mit ihren Trainingszeiten mühelos die Qualifikation. Daraufhin ließ ihr Teamchef sie starten. Am Ende erreichte sie als Newcomerin den 21. Rang, fuhr dabei gegen Größen wie Jorge Martinez und Valentino Rossi. Bis 1998 war Katja zudem permanent in der Top Ten der Deutschen Meisterschaft zu finden. Dann hängte sie aber zur Saison 1999 aus beruflichen Gründen den Rennsport an den Nagel.

Seit mittlerweile sieben Jahren hat der Motorsportclub Heilbad Heiligenstadt wieder einmal ein heißes Eisen in punkto Nachwuchssportler im Feuer: Franz Mayer. Auch er ist lieber auf zwei als auf vier Rädern unterwegs. Seine große Leidenschaft ist nämlich das Trial. Bei dieser Motorradsportart kommt es nicht auf hundertstel Sekunden an, sondern auf die absolute Beherrschung der speziellen Maschine, auf Konzentration, Kraft, Ausdauer und die perfekte Balance. Beim Trial geht es um Sprünge über Hindernisse, über Stock und Stein, um perfektes Augenmaß beim Anvisieren eines Turmes oder Baumstammes. Die Faszination Motorradsport entdeckte der heute 17-Jährige bereits im zarten Alter von vier Jahren für sich, als seine Eltern eine Mini-Motorrad-Bahn besaßen. Mit 5 Jahren fuhr er schon eine PW 50 mit Seitenwagen. Ständig probierte er neue Motorräder aus. Das Virus packte ihn dann ein für allemal, als er – gerade neun Jahre alt – mit seinen Eltern 1990 das „World Best of Trial“ in Koblenz besuchte. Ab da gab es kein Wenn und Aber mehr. Bereits ein Jahr später besaß Franz seine erste eigene Trial-Maschine. Noch im Juli 2000 nahm er mit seiner 125-ccm-Beta an seinem ersten ADAC-Trainingscamp teil, um sich mit den Anforderungen vertraut zu machen. 2001 fuhr er bereits seine erste komplette Saison in der Jugendmeisterschaft des ADAC Hessen/Thüringen.

Bald machte er seinem Ruf als eines der hoffnungsvollsten Nachwuchstalente im Trial alle Ehre. Stets holte er, inzwischen längst Mitglied im Motorsportclub Heiligenstadt, vordere Platzierungen und sicherte sich 2004 bereits den Vizemeister und rückte damit automatisch in die Mannschaft seines ADAC-Gaus für die Jugend-Deutsche-Meisterschaft. Am Ende schlug für das Team der vierte Rang zu Buche. 2005 kam er in der ADAC-Hessen/Thüringen-Meisterschaft wieder auf's Treppchen. Weitere Vizemeistertitel gingen in den Jahren 2006 und 2007 auf sein Konto. Stets war er aufgrund seiner Platzierungen in der ADAC-Mannschaft in der Jugend-Deutsche-Meisterschaft zu finden. Neben seinen „normalen“ Renneinsätzen zeigte Franz 2007 auch beim Ostdeutschen Trial-Pokal in Gräfenroda Profil, wieder gab es am Ende Rang zwei. Für ihn war 2007 ein recht gutes Jahr. Obwohl er bei einem wichtigen Lauf in Heringen stürzte, zeigte er großartige Leistungen in seiner ersten Saison in der Klasse Spezialisten. 2008 rückt er sogar in die „Experten-Klasse“ auf. Sein Können kommt nicht von ungefähr. Jährlich opfert er seine Oster- und einen Teil der Sommerferien, um im Trainingscamp in Heringen hart zu trainieren. Mehrfach erhielt er zudem die Gelegenheit mit dem mehrfachen Trial-Meister und Weltrekordhalter Horst Hoffmann zu trainieren, sich von ihm Tricks und Kniffe beibringen zu lassen und auch zweimal beim Ibergrennen ein atemberaubendes Showprogramm zu präsentieren. Dankbar ist Franz Mayer nicht nur für die Unterstützung seiner Eltern und aus dem Motorsportclub, der im Rahmen seiner Möglichkeiten hilft, wo er kann, sondern auch für das Verständnis aus den Reihen seiner Lehrer. Franz besucht das St.-Elisabeth-Gymnasium in Heiligenstadt, steht kurz vor dem Abitur und wird für Meisterschaftsläufe auch schon mal problemlos freigestellt. Natürlich halten ihm Lehrer und Mitschüler jedesmal fest die Daumen, dass es wieder ein Platz auf dem Treppchen wird beziehungsweise auch der große Siegerpokal im Hause Mayer Einzug hält.